Erfolgreicher Unterricht benötigt nicht nur anregende Kontextbedingungen, er erfordert auch eine lernfördernde Unterrichtsorganisation. Der Unterricht in Doppelstunden verläuft mit weniger Zeitdruck. Lehrer*innen und Schüler*innen begegnen einander im Unterricht entspannter, offener, zugewandter.
Der im Einzelstundensystem häufig anzutreffende frontale Unterricht tritt im Doppelstundensystem deutlich zu Gunsten eines kooperativen Unterrichts in den Hintergrund.
Doppelstunden begünstigen abwechslungsreiche Arbeitsformen, sie erhöhen grundsätzlich den Anteil der Aktivität von Lernenden im Lernprozess. Die Lehrperson erlebt einen Rollenwandel, sie begleitet, moderiert und organisiert.
Doppelstunden eröffnen vielfältige methodische Möglichkeiten, die in Einzelstunden nur schwerlich umsetzbar sind, wie z.B. Stationenlernen, Experimente, Projektarbeit oder Recherchen. Sie schaffen den notwendigen Raum für problemorientierten Unterricht (wie z.B. bei Textarbeit im Deutschunterricht oder Quellenanalyse in Geschichte) und die entsprechend notwendige Reflexion.
Doppelstunden ermöglichen aber auch die für das Lernen so wichtigen und nunmehr in den Unterricht integrierten Übungsphasen. Schüler*innen werden jetzt bedarfsorientiert von der jeweiligen Lehrkraft begleitet. Eine vergleichbar qualifizierte Unterstützung kann im Rahmen des Hausaufgabenmodells nicht erreicht werden. Es liegt auf der Hand, dass v.a. Fragen der sozialen Gerechtigkeit für das Üben im Unterricht sprechen.
Nicht zuletzt eröffnen Doppelstunden auch mehr Möglichkeiten für individuelle Förderung, der individuellen Zuwendung zu einzelnen Kindern, der differenzierten Aufgabenstellung in heterogenen Gruppen, und nicht zuletzt der der einzelnen Lerngruppe angepassten inneren Rhythmisierung der 90-Minuten-Einheit.
Die Doppelstunden sind aber auch aus einer weiteren Betrachtungsperspektive ein Unterrichtskonzept mit Förderqualität. Die Reduzierung der Fächerzahl pro Tag macht den Schultag überschaubar, Raumwechsel findet nur noch in den großen Pausen statt, die Verkehrsströme auf den Fluren und der Lärm im Schulgebäude nehmen ab, die Zahl der Konflikte und Rangeleien geht zurück. Mit anderen Worten: Der pädagogische Takt hat sich verändert, Gleichmaß und Ruhe prägen den Tagesablauf.
Gleichwohl: Das Doppelstundensystem bereitet aber auch gewisse Schwierigkeiten. Erkrankungen von Lehrer*innen oder Feiertage können dazu führen, dass der planmäßige Unterricht über einen längeren Zeitraum ausfällt. Dieses Problem sollte aber nicht übergewichtet werden. So hat Prof. Dr. Fischer (Universität Essen) in einer Untersuchung zu den naturwissenschaftlichen Fächern ermittelt, dass der höhere Lernzuwachs in Doppelstunden im Vergleich zum Zuwachs in Einzelstunden einen zeitweiligen Ausfall der Doppelstunden mehr als kompensiert.
Im Übrigen gilt für den Fall der Abwesenheit von Lehrer*innen (Krankheit, Fortbildung, Exkursion) das Prinzip, dass die abwesende Lehrkraft Aufgaben bereit stellt und der Fachunterricht stattfindet. Bis zur Stufe 9 soll generell ein*e Vertretungslehrer*in eingesetzt werden, ab Stufe 10 ist eigenverantwortliche Arbeit der Schüler*innen vereinbart. Diese Praxis ist an der Schule eingeübt, die Reibungsverluste sind gering.
Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen bewerten das Doppelstundensystem sehr positiv.