Weltpremiere mit Herz: Klaus-Peter Wolf liest für den guten Zweck

Am 29. Januar 2025 fand in der Alten Kirche in Altenessen ein ganz besonderes Ereignis statt: Der Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf präsentierte vor ausverkauftem Haus erstmals seinen neuen Ostfriesenkrimi „Ostfriesennebel“. Doch nicht nur die Zuhörer*innen profitierten von dieser Veranstaltung – gleich drei Institutionen dürfen sich über eine großzügige Spende freuen, die aus den Erlösen der Lesung entstand.

Ein Gewinn für den Stadtteil – und drei Gewinner

Inge Seemann, bis Ende Januar Lehrerin am Leibniz-Gymnasium in Altenessen, war über viele Jahre für die Leseförderung an der Schule verantwortlich. Unter ihrer Leitung fand der jährliche Lesetag statt, bei dem bereits viele bekannte Autor*innen, darunter Inge Meyer-Dietrich, Tobias Steinfeld und Katja Brandis, ihre Werke vorstellten. Dank ihres Engagements kam in diesem Jahr jedoch nicht nur die Schülerschaft des Leibniz-Gymnasiums in den Genuss einer Lesung:

„Unser Ziel war es, mit dieser Veranstaltung das kulturelle Angebot im Stadtteil zu bereichern und dabei die Kosten zu decken“, erklärt Martin Tenhaven, Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums. Doch die Premierenlesung zog nicht nur lokale Besucher*innen an, sondern auch Fans aus ganz Deutschland. Schnell war klar: Das Event wird ausverkauft sein.

Dank der großen Nachfrage entstand ein beachtlicher Erlös, der auf drei Institutionen aufgeteilt wurde: den Förderverein des Leibniz-Gymnasiums, das von Klaus-Peter Wolf gegründete Hospiz am Meer in Hage und die Kindernotaufnahme „Spatzennest“ in Altenessen. Jede Organisation erhielt eine Spende von 1.250 Euro.

Das „Spatzennest“ – ein sicherer Hafen für Kinder in Not

Seit über 30 Jahren bietet das „Spatzennest“ Kindern, die nicht mehr in ihren Familien leben können, ein liebevolles Zuhause auf Zeit. Die Einrichtung in Altenessen wird vom Kinderschutzbund Essen getragen und betreut bis zu 14 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Viele von ihnen haben Traumatisches, Vernachlässigung, körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Ein multiprofessionelles Team aus Erzieher*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen und Sozialpädagog*innen begleitet die Kinder und hilft ihnen, wieder Vertrauen ins Leben zu fassen.

Eigentlich ist das „Spatzennest“ als Übergangslösung gedacht – nach sechs Monaten sollen die Kinder in eine dauerhafte Unterbringung wechseln. Doch die Realität sieht oft anders aus. Fehlende Anschlusslösungen führen dazu, dass manche Kinder sogar zwei Geburtstage in der Einrichtung feiern. Wohngruppen für jüngere Kinder gibt es viel zu wenige, Erziehungsstellen, eine Art Pflegefamilie mit einem pädagogisch ausgebildeten Elternteil, sind jedoch oft die einzige Perspektive für Kinder, deren Vertrauen in familiäre Bindungen grundlegend gestört ist.

Wofür wird die Spende des Leibniz-Gymnasiums verwendet?

„Nach den traumatischen Erlebnissen brauchen die Kinder vor allem zwei Dinge: Struktur und Entspannung“, erklärt Thomas Kiesewetter, Leiter des „Spatzennests“. Deshalb verbringen die „Spatzen“ viel Zeit in der Natur, machen Ausflüge ins Kino oder ins Schwimmbad. Ein besonderes Highlight ist die jährliche Sommerfreizeit, bei der die 14 Kinder gemeinsam mit sechs Erzieher*innen verreisen.

„Mit der Spende ermöglichen wir den Kindern Erlebnisse, die für viele unserer Schüler*innen selbstverständlich sind“, betont Schulleiter Martin Tenhaven.

„Nicht meckern, sondern machen“ – ein neues Schutzhaus entsteht

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen steigt. „Die Fälle nehmen nicht nur zu, sie werden auch traumatischer“, sagt Thomas Kiesewetter. Im vergangenen Jahr erhielt das „Spatzennest“ 486 Anfragen, doch nur 58 Kinder konnten aufgenommen werden. Aus diesem Grund wird in Altenessen nun ein neues Schutzhaus gebaut: Spezialisiert auf längerfristige Unterbringung und traumapädagogisches Arbeiten.

„Der symbolische Spatenstich fand bereits im Sommer 2024 statt, die Bauarbeiten beginnen im Frühsommer 2025 und sollen im Herbst 2026 abgeschlossen sein“, erklärt Axel Bitterlich, Pressesprecher des Kinderschutzbundes. Finanziert wird das Bauprojekt ausschließlich durch Spenden. „Natürlich wäre staatliche Unterstützung wünschenswert, aber wir konzentrieren uns darauf, den Kindern direkt zu helfen – nicht auf‘s Lamentieren.“

So können Sie helfen

Als gemeinnütziger Verein ist der Essener Kinderschutzbund auf Spenden angewiesen. Diese ermöglichen es, den Kindern über die Grundversorgung hinaus ein Stück Normalität zu schenken. Jedes Kind erhält bei seiner Ankunft eine Neuausstattung mit einem Kuscheltier, Büchern und Spielzeug – Dinge, die ihm gehören und es auf seinem Weg begleiten.

Neben Geldspenden freut sich die Kindernotaufnahme über neuwertige und sehr gut erhaltene Sach- oder Kleiderspenden.

Auch Inge Seemann bleibt dem Engagement für Kinder treu: Sie unterstützt weiterhin die Leseförderung in der Stadtteilbibliothek Altenessen. Als Dank für ihre Arbeit erhält ihre „Junge Jury“ regelmäßig Bücher von Verlagen – und genau diese will sie unter anderem an das „Spatzennest“ weitergeben. Symbolisch überreichte sie Thomas Kiesewetter bei der Spendenübergabe die ersten Bücher zur Entspannung: Märchenbücher zum Lesen und Hören.

Wer das „Spatzennest“ unterstützen möchte, findet unter www.dksb-essen.de/helfen-sie-mit/spenden alle Informationen zu Spendenmöglichkeiten. Jede Unterstützung hilft, den Kindern ein Stück Geborgenheit und Freude zu schenken.