Der 17. Dezember 2014 stellte für viele womöglich einen Tag wie jeder andere dar – nicht aber so für 36 Schüler der Jahrgangsstufe Q1 des Leibniz-Gymnasiums. Für die interessierten Jungen und Mädchen des Projektkurses Geschichte „Gegen das Vergessen“ bedeutete dieser Mittwoch vor allem eines: Die intensive Konfrontation mit dem Geschehen des Nationalsozialismus und dem, was aus dieser Zeit auch heute noch in Essen, der eigenen Stadt, daran erinnert.
Das verregnete Wetter stand im Einklang mit der Stimmung, die sich unter den Schülern ausbreitete, als sie sich tief betroffen teils auch mit persönlichen Schicksalen auseinandersetzten. Über die aufschlussreiche und anschauliche Führung durch die Geschichte Essens im Essener Stadtarchiv berichtet Eva F.: „Mir hat besonders der Stadtarchivbesuch gefallen. Ich fand es richtig interessant, dem Vortrag des Mannes zu folgen“.
Mit jedem Schritt durch die Stadt „stolperten“ die Schüler über Ereignisse aus der Geschichte, über die sie sich vorher noch nicht bewusst waren. In kleineren Gruppen setzten sich diese mit verschiedenen Aspekten, so auch den Stolpersteinen und dem ehemaligen KZ-Außenlager Humboldtstraße und Schwarze Poth in der Nähe des City-Centers, sowie der Bücherverbrennung auf dem Gerlingsplatz, intensiv auseinander. Die Exkursion durch die Stadt wurde von den Schülern selbst gestaltet – nicht zuletzt durch die mit viel Mühe gestalteten Referate. So erzählte auch Cihad R.: „Wenn ich früher durch die Stadt ging, habe ich manche dieser unauffälligen Relikte der Vergangenheit übersehen. Seit heute ist das anders.“
In den Referaten wurde auch herausgestellt, dass durch die Stolpersteine die Botschaft verbreitet werden soll, dass „Ein Mensch erst vergessen ist, wenn sein Name vergessen ist.“ Das Ziel sei dabei, dass „Menschen über sie „stolpern“ und in ihrem Alltag mit dem Schicksal von Verfolgten aus der NS-Zeit konfrontiert werden“. Die Tatsache, dass man sich verbeugt, um die Inschriften der kleinen goldenen Steine zu lesen, soll dabei als Geste des Respektes verstanden werden.
„Ich fand, dass die Vorträge eine richtig tolle Idee waren, weil wir zwar in Essen leben, aber den allermeisten Menschen gar nicht bewusst ist, was damals alles in Essen passiert ist. Mir ist aufgefallen, dass wir durch Essen gehen, ohne auf unsere Umgebung zu achten. Es gibt so viele Denkmäler, an denen wir vorbeilaufen, wenn wir nicht darauf aufmerksam gemacht werden.“ betonte eine Schülerin.
Was auch besonders interessiert hat? Für einen Schüler zählte dazu unter anderem auch die Information darüber, dass vom Essener Hauptbahnhof aus Deportationen stattfanden.
Ebenfalls stand ein Besuch der Synagoge auf dem Programm. In Vitrinen ausgestellte Gegenstände aus dem jüdischen Alltag und auch religiösen Leben – wie beispielsweise ein Jad, ein Zeigestab zum Lesen der Tora – konnten dort von den Schülern und Schülerinnen betrachtet werden.
Anschließend stand ein Besuch der Universitätsbibliothek an, durch den wir unsere gesammelten Erkenntnisse und Eindrücke mit einem breiten Repertoire an Literatur vertiefen konnten.