Am Mittwoch, den 27.6.2018, besuchte die Klasse 9A mit ihren Klassenlehrern Frau Weber und Herrn Bungert das Friedensdorf in Oberhausen.
Das Friedensdorf ist ein Ort, wo kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Katastrophenländern wie Afghanistan, Angola oder auch Usbekistan einreisen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Friedensdorfes fliegen zwei bis dreimal im Jahr in diese Länder, wo sie sich die jungen Patienten anschauen, um auswählen zu können, welche mit nach Deutschland reisen, sodass sie dort so gut wie möglich behandelt werden, um sie gesund wieder nach Hause schicken zu können. Die Kinder leiden unter starken Verbrennungen, Missbildungen einzelner Körperteile, inneren Verletzungen oder anderen Behinderungen.
Nachdem die Kinder in Deutschland ankommen, werden sie direkt ins Krankenhaus eingewiesen. Das Friedensdorf ist darauf angewiesen, dass die Krankenhäuser Betten zur Verfügung stellen und Spenden die komplette Behandlung finanzieren. Nach diesen Behandlungen, die bis zu fünf Monaten dauern können, kommen die Kinder ins Friedensdorf, wo sie auf andere Kinder aus anderen Ländern treffen, mit denen sie jeden Tag gemeinsam spielen und wohnen.
Bevor die 9A in Kontakt mit den Kindern trat, erwarteten die Schülerinnen und Schüler, dass sie auf traurige, schüchterne und in sich gekehrte Kinder treffen würden, die sich nur in Betten aufhielten. Die Vorstellung vom Friedensdorf? Eine Art graues Krankenhaus. Die Klasse sollte sich getäuscht haben. Katharina Böhme, unsere Ansprechpartnerin vor Ort, stimmte uns auf das Treffen mit den Dorfkindern ein.
Die gedrückte Stimmung schlug schlagartig um, als plötzlich lebensfrohe, offene und lachende Kinder auf die Klasse stürmten und mit uns spielten, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie die Personen kennen. Vor allem das Aussehen, die Herkunft oder das Alter spielten hier keine Rolle.
Die Kinder befanden sich auf dem Dorfplatz, als sie die Klasse sahen und riefen: "Besucher! Besucher!" Gemeinsam spielten wir mit Kreide, Seifenblasen und Bällen. Obwohl es nur ein paar Minuten waren, kam es einem so vor, als kannten wir uns schon lange.
Die eher vorsichtige Erwartungshaltung der 9A musste schnell korrigiert werden. Die Schülerinnen und Schüler trafen auf Kinder, die fröhlich wirkten, obwohl sie dem Tod ohne Hilfe des Friedensdorfes bereits nähergekommen wären und ohne ihre Eltern in einem weit entfernten Land sind. Es ist zu beobachten, dass in der herrschenden Gemeinschaft des Friedensdorfes Religion und Herkunft eher unterschwellige Themen sind. Alle teilen ein ähnliches Schicksal und sind kleine Menschen mit ganz viel Mut und Kraft im Herzen. Sie ignorieren ihre Einschränkungen und gehen im Spiel mit den Besuchern auch über ihre Grenzen – manchmal nicht im Sinne der ärztlichen Anordnungen. Dies ist ein beeindruckendes Verhalten, das nicht jeder auf der Welt zu pflegen weiß. Somit kann man von ihnen einiges lernen. Zu den Besuchern sind die kleinen Patienten sehr offen. Sie teilen sich mit, erzählen von ihren Verletzungen und fragen die Fremden alles Mögliche. Kleine Kommunikationsprobleme werden schnell aus dem Weg geräumt, man hilft sich mit Händen und Füßen und der ein oder andere entpuppt sich als wahres Sprachengenie.
Was hat die Klasse nun aus ihrem Besuch gelernt? Ein Schüler brachte es auf den Punkt: Obwohl man in Geschichte etwas über Krieg erzählt bekommt oder man in Physik über Radioaktivität lernt, sehen und kennen wir nie wirklich die Realität. Doch die Geschichten dieser Kinder, ihre Verletzungen, Narben – sichtbar oder unsichtbar – zeigen die Realität. Krieg findet statt, hat ganz konkrete Auswirkungen und Folgen auch Jahrzehnte nach Friedensvereinbarungen. Armut treibt die Menschen in die waghalsigsten Unternehmungen und verletzt die Schwächsten. In welche Realität man hineingeboren wird, ist pure Glückssache. Wir mit dem großen Losglück haben die Verantwortung denen mit dem Lospech zu helfen. Und diese Einsicht hat uns das Friedensdorf ermöglicht.
Ein Besuch im Friedensdorf öffnet seinen Besuchern die Augen und die Herzen! Eine weitere Kooperation des Leibniz mit dem Friedensdorf wäre wünschenswert und denkbar in unterschiedlicher Form: Tagesseminare, mehrtägige Aufenthalte, Expertenbesuche und -gespräche in der Schule, Praktika nach der Schule als freiwilliges soziales Jahr, Patenschaften und Spendenaktionen wie Spendenläufe usw.
Informieren Sie sich hier: https://friedensdorf.de/