Lesetag: Mit Schwarzmännchen, „Faust“ und Istanbul war für alle etwas dabei

Die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe konnten sich über die Autorin Anja Kiel freuen, die ihren Abenteuerroman „Die Hüter des Schwarzen Goldes“ vorstellte, der im Ruhrgebiet spielt. In einigen Klassen wird das Buch auch als Klassenlektüre behandelt, so dass viele Leserinnen und Leser mit ihrem eigenen Exemplar die Alte Kirche besuchten, um sich nach der Lesung ihr Buch von der Autorin signieren zu lassen. Die Schlange zog sich lang hin, an den Gebetbänken entlang fast bis zum Ausgang. Und sowohl Anja Kiel als auch ihre Fans freuten sich, noch ein paar persönliche Worte wechseln zu können. Wer kein eigenes Buch hatte, erhielt auf jeden Fall eine schöne Autogrammkarte, so dass niemand leer ausging.

Die Gelassenheit der erfahrenen Autorin zeigte sich bei den Fragen der Kinder, die sich nicht nur auf die beruflichen Tätigkeiten bezogen, sondern auch oft den privaten Bereich betrafen. Anja Kiel antwortete geduldig und immer mit verständnisvollem Lächeln, auch wenn sich manche Fragen wiederholten. Das Interesse aller war groß und Anja Kiel fragte lachend, ob sie vielleicht noch etwas vorlesen könnte. Die Geschichte der Schwarzmännchen, die den Menschen zum schwarzen Gold, zur Kohle verhalfen, gewann in der geheimnisvollen Atmosphäre der Alten Kirche noch an Spannung und der ein oder andere schaute sich nach den Schatten um und erwartete, dass ein Schwarzmännchen hinter einer steinernen Säule hervorlugt.

       

Im Hauptgebäude war zur gleichen Zeit – allerdings für die Mittelstufe – die Autorin Aygen-Sibel Celik zu Gast. Geboren in Istanbul, aufgewachsen in Frankfurt, stellte sie als Wanderin zwischen zwei Welten einen Jugendroman um die Freundschaft zweier Mädchen vor, von denen die eine plötzlich ein Kopftuch trägt, während die andere erst einmal verständnislos zusieht. Wie es beiden Mädchen gelingt, aufeinander zuzugehen und ihre Freundschaft zu bekräftigen, schildert die Autorin in einer Sprache, die die Jugendlichen sofort anspricht. Die Diskussion übertrug Aygen-Sibel Celik geschickt in die Zuhörerschaft, so dass die Jugendlichen auch ihre Meinung dazu äußern konnten.

Die Autorin las zweimal; das Publikum wechselte. Und die Fragen und Kommentare? Da gab es durchaus eine Schnittmenge: Kann man vom Schreiben leben? Wie? Wie gut? – Der finanziell-existenzielle Aspekt interessierte beide Gruppen. Frau Celik machte Hoffnung: Ja, man kann. Man muss halt einige Bücher am Start haben, die gut und lange laufen, und einen fähigen und einsatzfreudigen Verlag.

Einen der älteren Schüler interessierte der biographische Aspekt: Ob Frau Celik selbst Kopftuch trage oder getragen habe?

Hat sie nicht. Aber Einfühlungsvermögen hat sie, und sie weiß von den Erlebnissen und Sorgen von Jugendlichen, die sich ausprobieren möchten, ihren Weg suchen, spannend und nahegehend zu erzählen.

Am Nachmittag hatten die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe die Gelegenheit, sich in Fausts Hölle entführen zu lassen. Das Ensemble des Theaters Essen Süd präsentierte mit seiner Inszenierung von Goethes „Faust“ eine spannende Interpretation des Klassikers, die durch ihre Fokussierung auf das Drama der Hauptfigur viel Anlass zur Diskussion bot. Vor einer stimmungsvoll auf den Farbkontrast schwarz-rot reduzierten Kulisse zeigte das spielfreudige Schauspielerduo einen Faust, der im Dialog mit seinem Gegenpol Mephisto auf Gretchens Grab die Höhen und Tiefen seiner Existenzkrise und Weltenfahrt auf Neue durchlebte.

Alles in allem ein gelungener Tag – ein wahrer Tag der Leselust!