Goethe ist bei uns nicht nur ein Dichter dessen Werke im Deutschunterricht gelesen werden, sondern seit dem Schuljahr 20/21 der Schulhund am Leibniz-Gymnasium. Goethe ist ein Landseer und damit ein sehr großer und sehr geduldiger, gutmütiger Hund, der alle Kinder gernhat. Er war im vergangenen halben Jahr mit im Biologie-Unterricht von zwei 5. und einer 6. Klasse. Außerdem haben wir eine Hunde-AG. Die Kinder sind begeistert von Goethe und engagieren sich sehr dafür, dass es ihm gut geht. Die Schülerinnen und Schüler sind im Unterricht leise, denn ein Hund hört ja alles 4x so laut wie wir und übernehmen verschiedene „Dienste“, damit er z.B. immer etwas zu trinken in der Klasse hat. Sie engagieren sich sogar dafür, dass der Schulhof sauber bleibt, denn wenn Goethe etwas Liegengebliebenes frisst, kann er davon krank werden.
Der Idee eines Schulhundes wurde zu Beginn der 90ger Jahre der Weg bereitet (Agsten, 2007), da vereinzelt Lehrkräfte ihren Hund mit in die Schule nahmen oder der Hausmeister einen Hund hatte, der in den Pausen mit den Kindern spielte. Diese Form des Hundekontaktes mit Schule war aber nicht geplant und folgte naturgemäß keinem pädagogischen Konzept. Seither nahm der Einsatz von Tieren für das Wohl von Menschen in Kinder- Senioren- und Pflegeheimen stetig zu. In der Schule allerdings waren Kleintiere lange eher zur Freude der Kinder oder zur Anschauung etwa im Biologie-Unterricht gesehen. Allerdings wurde auch schon früh erkannt, dass die Tiere positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und die Übernahme von Verantwortung bei den Kindern hatten (Rud & Beck, 2003). Im deutschsprachigen Raum nahm dann zur Jahrtausendwende die Zahl der Schulhunde im Einsatz exponentiell zu: Im Jahr 2009 lag allein die offiziell bekannte Zahl der Schulhund-Lehrkraft-Teams bei über 200 (Agsten, 2009). Durch wissenschaftliche Untersuchungen sind positive Effekte von Mensch-Tier-Interaktionen belegt (Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e.V., 2019). Für die Schule spielen nach Andrea Beetz u.a. diese Effekte eine Rolle:
- „Steigerung der Empathie gegenüber Tieren und Menschen
- Verbesserte Integration in den Klassenverband
- Reduktion von aggressivem Verhalten
- Verbesserung des Klassenklimas
- Gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber der Lehrkraft
- Steigerung der Lernfreude
- Verbesserung der Einstellung gegenüber der Schule, weniger Schulunlust
- Gesteigerte Konzentration
- exaktere Ausführung von Aufgaben“
Dass es allen viel Spaß macht, wenn Goethe da ist, haben wir sofort gemerkt, dass er aber auch sonst in vielen Bereichen von Schule und Unterricht hilft zeigt die Evaluation nach dem ersten Halbjahr mit Goethe:
Die Ergebnisse belegen die positiven Effekte, die durch Goethe erzielt wurde. Zum einen wurde die Angst, die manche Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Zeit mir Goethe noch hatten, überdeutlich reduziert: Die Ergebnisse bei den Schülerinnen und Schülern, die ein halbes Jahr lang wöchentlich mit Goethe zusammen Unterricht hatten (n=72) ergaben, dass zu Beginn 79% der SuS keine Angst, 17% ein wenig Angst und 4% Angst vor Goethe hatten. Nach einem halben Jahr der Arbeit mit Goethe in den Klassen gaben 93% der Schülerinnen und Schüler an sich „super und entspannt“ zu fühlen, wenn Goethe anwesend ist. 6% fühlen sich nach einem halben Jahr „gut, halten aber lieber noch etwas Abstand“. Die Befragung der Eltern dieser Kinder (n=42) ergab grundsätzlich ein ähnliches Bild, wobei die Eltern ihre Kinder noch etwas ängstlicher einschätzten.
Einig sind sich auch Schülerinnen und Schüler der „Goethe-Klassen“ mit ihren Eltern, dass regelmäßige Umgang mit dem Hund in der Schule bzw. im Unterricht weitere positive Auswirkungen auf Schule und Lernen hat:
Unter den SuS, die regelmäßig Unterricht mit Goethe hatten, gaben 90% an wegen Goethe lieber in die Schule zu gehen. 79% der SuS finden, dass der Unterricht mit Goethe mehr Spaß macht und 69% können sich mit Goethe besser konzentrieren und besser lernen. 58% sind der Meinung es gibt in der Klasse weniger Ärger, wenn Goethe da ist.
Von den Eltern der Kinder aus Goethe-Klassen stellten 38% fest, dass die Kinder mehr Lust haben zur Schule zu gehen. 43% sind der Meinung, dass es im Unterricht leiser ist und die Kinder besser lernen. Außerdem nannten die Eltern die Aspekte „Kinder lernen den Umgang mit Hunden“ (64%) und Kinder lernen Rücksicht und es gibt weniger Konflikte“ (57%).
Wenngleich die Anzahl der LuL, die in Goethe-Klassen unterrichtet haben, nur 9 beträgt, scheint deren Einschätzung der Effekte der Anwesenheit des Schulhundes wegen der fundierteren Beurteilungsgrundlage erwähnenswert: 78% der LuL gaben an Goethe-Klassen arbeiten leiser und konzentrierter und 58% stellten fest, dass diese sich sozialer verhalten als andere. 22% der LuL meinten Goethe-Klassen seien auch nicht anders als andere.
Diese Ergebnisse bestätigen mehr als eindeutig die in der Literatur vielfach dargestellten Auswirkungen, die die Arbeit mit einem Hund mit sich bringt. Wir freuen uns, dass dieses Konzept, das ja an vielen Grundschulen schon sehr erfolgreich gelebt wird und auch z.B. im Bereich von Alten- und Pflegeheimen Hilfen bringt, auch an einem Gymnasium seine großartigen Effekte zeigt. Die Arbeit mit Goethe, da sind sich alle Gruppen des Leibniz-Gymnasiums einig, soll fortgesetzt werden… um es mit den Worten der Schülerinnen und Schüler zu sagen:
GOETHE IST SEHR LIEB UND MENSCHENBEZOGEN, UND ICH LIEEEEBBBEEEE IHN :)))))
Goethe ist der beste Hund der Welt …