Am 08. Juli 2019 fand um 19.00 Uhr in unserer Aula eine Lesung mit Jennifer Teege statt. Durch einen Zufall erfuhr Jennifer Teege im Alter von 38 Jahren, dass sie die Enkelin des brutalen KZ-Kommandanten Amon Göth ist, der durch den Film Schindlers Liste grausame Berühmtheit erlangte. Es ist ein Schock, der ihr ganzes Selbstverständnis erschüttert. Was diese grausame Erkenntnis für sie persönlich bedeutete und wie diese ihr Leben veränderte, hat Jennifer Teege an diesem Abend eindrucksvoll geschildert.
Den Rahmen der Lesung gestaltete der Projektkurs Geschichte des Leibniz-Gymnasiums. Bei der Reflexion der Frage „Was haben wir denn mit den Nazis zu tun?“ gingen die Schülerinnen und Schüler auch auf die Erfahrungen ein, die sie während ihrer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz gesammelt haben. Zurück blieb dabei immer wieder die Frage nach der Menschlichkeit, was Jennifer Teege beim Beginn ihrer Lesung aufgreift. Dabei setzt sie sich in ihrem Buch auch mit der Täterperspektive auseinander.
Die Entdeckung ihrer Familiengeschichte ordnet Jennifer Teege auch als Betrug an der eigenen Identität ein, dem sie heute mit gnadenloser Transparenz, Offenheit und Aufklärung begegnet. Sie hat für sich einen Auftrag angenommen, der für sie im Dialog auch mit anderen Haltungen und Meinungen besteht, damit die Diplomatie nicht abreißt. Damit schlägt Jennifer Teege den Bogen zur Gegenwart und verdeutlicht, dass sich Vergangenheit nicht zwangsläufig wiederholen muss, wenn wir Populismus, Hass und Hetze mit Aufklärung und Standhaftigkeit begenen, um die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu verteidigen.