Klasse 9e pendelt zwischen Ost und West

Abschlussfahrt nach Berlin zwischen Reichstag, Disko und Stasi-Museum

Das Ende der Mittelstufe, das bedeutet Abschluss-Klassenfahrt in der Jahrgangsstufe 9 am Leibniz-Gymnasium. Die Klasse 9e entschied sich für eine dreitägige Reise in die Hauptstadt: Neben vielen individuellen Unternehmungen in Mitte standen ein Reichstagsbesuch und ein Rundgang im Stasi-Museum auf dem Plan, doch nicht nur das.

Berlin. Hauptstadt. 3,5 Millionen Einwohner. Pulsierendes Leben. Neue Jugendszenen. Der kulturelle und politische Taktgeber, die Stadt der Städte gegenwärtig in Deutschland? Ein Bild hierzu machte sich die Klasse 9e des Leibniz-Gymnasiums. 23 Schülerinnen und Schüler, untergebracht in einem Hotel direkt am Berliner Ostbahnhof. Mitte, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Mauerreste als Relikt des geteilten Deutschlands im Mauerpark, Sony Center, alternative Szene – alles gut erreichbar, Berlin in seiner ganzen Breite und Faszination war zu erspüren, wenn auch nur kurz innerhalb von drei Tagen.

Die Stadtführung am ersten Tag – natürlich zu Fuß über 12 Kilometer, so wie es ein Sportlehrer gerne sieht. Der Rundgang lieferte einen ersten Eindruck von Mitte und Kreuzberg, das U-Bahnnetz funktioniert in der Hauptstadt, wenn auch noch ohne Fahrgäste des Leibniz-Gymnasiums, obwohl die Tickets inklusive waren. Nach den ersten Eindrücken folgte die erste Freizeit, einige zog es zur Fanmeile – die Schweiz musste gerade ihre Koffer bei der WM packen, die Argentinier waren einfach zu stark (doch nicht für jeden Gegner, wie wir seit dem Finale wissen). Andere zog es zum Potsdamer Platz, eine weitere Gruppe schaute am „Checkpoint Charlie“ vorbei. „Wer war eigentlich Rudi Dutschke“ – nach ihm ist um die Ecke des „Check Point“ eine Straße benannt. Das Smartphone stopft die Wissenslücke ohne Lehrervortrag. So gehen Exkursionen heute.

Auf Einladung der Essener CDU-Bundestagsabgeordneten Jutta Eckenbach wurde am darauffolgenden Tag der Reichstag besucht. Die Bundestagsverwaltung bezuschusste die Fahrt wegen der Einladung von Frau Eckenbach. Es stand eine Anhörung auf dem Programm, CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder stellte seine Sicht der Dinge zu den kriegerischen Auswüchsen im Nordirak dar, Wolfgang Gehrcke von der Partei DIE LINKE konterte. Einig ist man sich, dass es Frieden geben solle, uneinig über die Wege dorthin – auch in den Reihen der zuhörenden 9e. Können deutsche Waffenlieferungen einen Beitrag zum Frieden in der Region leisten? „Warum ist DIE LINKE eigentlich gegen Waffenlieferungen aus Deutschland? Da hängen doch ganz viele deutsche Arbeitsplätze dran“, fragt eine aus der 9e ihren Sitznachbarn. Zwischenrufe aus dem Plenum sind im Bundestag nicht erlaubt, stille Freude über die Frage beim Politiklehrer schon. Nachdem Berlin aus der Reichstagskuppel auch von oben begutachtet wurde, liefen die Vorbereitungen für den Disco-Abend in der Matrix an.

Ein angesagter Club am Warschauer Platz, heute reserviert ausschließlich für Schülerinnen und Schüler auf Klassenfahrt aus ganz Deutschland. Langeweile bei den begleitenden Lehrkräften im Separee, Riesenstimmung auf den Tanzflächen der Großraumdisko – schade, dass man Lehrer ist an diesem Abend.

Ein besonderes Erlebnis rundet den Besuch in der Hauptstadt ab: Das Stasi-Museum. Das Gebäude, die ehemalige Machtzentrale der Staatssicherheit,  gilt als Synonym für den Umschwung in der DDR. Die demonstrierenden DDR-Bürger stürmten im Januar 1990 das Gebäude und sorgten  friedlich für das Ende des Überwachungsstaates der Deutschen Demokratischen Republik.

Wie organisierte der ehemalige Minister für Staatssicherheit Erich Mielke die Überwachung von knapp 16 Millionen DDR-Bürgern? Wer schaut sich denn heute noch die über ihn angelegte Akte der Stasi an? Durch die Räumlichkeiten führte Roland Jahn, ehemaliger DDR-Bürgerrechtler und Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen die Klasse selbst. Eine besondere Erfahrung, vielleicht (noch) nicht für jeden.

Auf der Rückfahrt die zentrale Frage in den Zugabteilen: „Wie fandest Du die Fahrt?“ Nicht repräsentativ, aber vielleicht ein Hinweis auf die Zukunft: „Lass uns nach dem Abi hier mal 'ne WG aufmachen, ist doch gut hier.“