RE:INVENT EUROPE – Auftaktveranstaltung

Leibniz trifft Europa

 
Die Pausenglocke am Leibniz blieb einen Tag lang stumm. Stattdessen klangen andere, nicht alltägliche Töne durch die Hallen des Gymnasiums in der Stankeitstraße. Sie kamen aus der Aula, in der mit einem feierlichen Bühnenprogramm der Startschuss für ein Projekt gefallen ist, das Schülerinnen und Schüler für europäisches Denken und Handeln begeistern möchte. Die Entscheidung für das Leibniz-Gymnasium sei ganz bewusst gefällt worden, so Prof. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator, da diese Schule von Kindern und Jugendlichen aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern besucht werde. Europa wird hier täglich gelebt.
 
Unter der Schirmherrschaft von Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Auswärtigen, fand am 02.10.12 am Leibniz-Gymnasium in Altenessen die feierliche Auftaktveranstaltung zu „RE:INVENT EUROPE – Jugend gestaltet Europa“ statt. Das Projekt ist eine Initiative der Stiftung Mercator und wird vom Zeitbild Verlag durchgeführt.
 
„Es wird ein erfolgreicher Tag, wenn es uns über den heutigen Tag hinaus gelingt, dass unsere Schülerinnen und Schüler im wörtlichen Sinne des Projektnamens Europa für sich neu definieren und sie die Chancen und Möglichkeiten, die ihnen Europa bietet, aktiv nutzen.“ Mit diesen Worten begrüßte Martin Tenhaven, Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums, seine Gäste, insgesamt 170 Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie den Schirmherrn Dr. Guido Westerwelle, Vertreter der Stiftung Mercator, des Zeitbild Verlags, der Stadt Essen und den ehemaligen Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums Manfred Reimer.
 
Schülerinnen und Schüler von der 5. Klasse bis zur 13. Jahrgangstufe haben die Gelegenheit erhalten, auf kreative Weise auszudrücken, wie sie Europa sehen und welche Zukunft sie sich wünschen. Durch das Programm führte 1Live-Moderator Jan-Christian Zeller, der seine Gäste aufforderte, Europa als eine „coole Party“ zu betrachten. Die Reaktion kam prompt, denn die Leibnizschüler mitsamt des schuleigenen Orchesters, bestehend aus Bläsern verschiedener Jahrgangsstufen sowie des Abiturjahrgangs 2012, präsentierten ein temporeiches Programm: Unter der Leitung von Herrn Nieding, Frau Dr. Stahl und Frau Kuc betrachteten sie den europäischen Gedanken in einer musikalischen Zeitreise einmal genauer und hinterfragten ihn auch vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise kritisch: „Europa: Nur eine Idee?“ In zehn europäischen Sprachen entfachten sie einen Streit, der schließlich versöhnlich endete („So viel Hoffnung darf nicht verloren gehen!“) und in der Europahymne mündete.
 
Minister Westerwelle nahm diesen Auftritt zum Anlass, Europa mit einem Orchester zu vergleichen. Jedes Instrument trage auf seine Weise für den vollen Klang bei – nur gemeinsam sei man stark.
 
Mit großer Spannung erwarteten drei Schülerinnen und Schüler der Stufe 9 ihr politisches Gespräch mit dem Außenminister und dem Geschäftsführer der Stiftung Mercator, Prof. Bernhard Lorentz. Schon im Vorfeld waren sie und rund 30 andere Leibnizianer, gefördert von der Schwarzkopf-Stiftung, mit einem „Europa-Crashkurs“ und einem Kommunikationstraining unter Leitung von Herrn Dr. Meetz vorbereitet worden. Nun führten sie zu der Fragestellung „Alles nur Simulation? Können wir Europa wirklich gestalten?“ eine Diskussion, in der sie auch kritische Worte, beispielsweise zur Finanzkrise, äußerten. Einen positiven Blick auf Europa warf hingegen eine Schülerin aus dem Iran: „Europa macht mein Leben schöner; ohne Europa wäre ich nicht hier!“
 
Das Programm wurde mit einer Komposition aus Tanzperformance, Leibniz-Chor und künstlerisch gestalteten Europaschirmen, die zuvor in Zusammenarbeit des Kunst-Grundkurses der Stufe 13 unter Leitung von Frau Laudert und des Künstlers Jürgen Paas entstanden sind, geschlossen. 
 
Parallel zu dem Bühnenprogramm haben 10 nichtkommerzielle Anbieter Informationen zum Leben, Arbeiten und Studieren in Europa im Rahmen einer Bildungsmesse präsentiert. Unter ihnen befanden sich das Jugendamt der Stadt Essen („Essen goes International“/EURODESK), der Freiwilligendienst „Kulturweit“ des Auswärtigen Amtes und der Pädagogische Austauschdienst „Comenius“ der Kultusministerkonferenz. Von den Oberstufenschülerinnen und -schülern des Leibniz-Gymnasiums, an die sich die Messe vorrangig richtete, wurde das Angebot zahlreich angenommen.
 
Der Europagedanke soll über diesen Tag hinaus am Leibniz-Gymnasium fortwirken. Dazu beitragen werden, um nur einige Beispiele zu nennen, die Fortsetzung des seit 2009 initiierten Schüleraustausches mit dem Liceum V in Rybnik/Polen, die Integration von Europa-Workshops in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern mit Unterstützung durch externe Partner sowie die institutionalisierte Berufsberatung des Leibniz-Gymnasiums, die Möglichkeiten eines Studiums im europäischen Ausland für den „Blick über den Tellerrand“ aufzeigt. „Die internationale Vielfalt“ der Schülerschaft des Leibniz-Gymnasiums bietet für den Europagedanken „viele Anknüpfungspunkte“ und eine fruchtbare Grundlage, wie Herr Tenhaven in seiner Begrüßungsrede erläuterte. 
 
Nach der Auftaktveranstaltung in Essen werden in neun weiteren Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen Schülerinnen und Schüler dazu aufgerufen, sich kreativ mit Europa auseinanderzusetzen und eine neue europäische Idee zu entwickeln.  
 
 
Infokasten:
 
Ein Film wächst zusammen wie die Vision von Europa
Das Medienprojekt  www.jugend-gestaltet-europa.de zum RE:INVENT EUROPE-Auftakt im Leibniz-Gymnasium Essen.
 
Europa braucht Zeit zusammenzuwachsen und aus Krisen evtl. geschlossener hervorzugehen. Fast symbolisch wird RE:INVENT EUROPE in einem wachsenden Film im Internet dokumentiert. Ermöglicht wird das Medienprojekt durch den Zeitbild-Verlag und die Mitwirkung von Jan-Christian Zeller (1LIVE-Moderator). Unter  www.jugend-gestaltet-europa.de kann man den Prozess beobachten, wie sich nach dem Beginn im Leibniz- Gymnasium Essen Schülerinnen und Schüler neun weitere Schulen in NRW mit der Idee von Europa auseinandersetzen und diese weiterentwickeln. Dabei stellen sie sich die Fragen, welche Wünsche und Erwartungen sie an Europa richten, wie sie sich in Prozesse und Politik einbringen können, wo ihnen Europa im Alltag begegnet oder auch mehr begegnen sollte.
Das Ende des stets wachsenden Films ist noch offen, kann auch nicht vorweggenommen werden, weil es auf die Jugendlichen, ihre Gedanken, Eindrücke und Meinungen ankommt, die nicht vorhersehbar sind – genauso wie die Zukunft Europas, die irgendwie schon jetzt auch in ihren Händen liegt.